jueves, 1 de diciembre de 2011

Der Graf von Cuchicute

Wer das malerische in der Santander-Region Kolumbiens befindete Dorf Socorro besucht (etwa 300 km. nordlich von der Hauptstadt Bogotá) kann neben einigen historischen und künstlerischen Sehenswürdigkeiten die sogennante Hacienda Majavita finden, seit einigen Jahren von der Freiuniversität Kolumbiens (Sitz Socorro) erworben. Die Hacienda Majavita spielte in der ersten Hälfte des zwangzigsten Jahrhunderts eine wichtige regionale wirtschaftliche Rolle, da ihre Besitzer der geheimnisvolle exzentrische Millionär José María Rueda Gómez Graf von Cuchicute war.

Rueda Gómez war 1871 innerhalb einer hochherrschaftlichen Familie in der Region zwischen Socorro und San Gil (Santander) geboren. Sowohl sein Großvater als auch sein Vater und seine Onkel hatten seit der Koloniezeit einen großen Reichtum angehäuft, der aus zahlreichen Vieh-Gutshöfe, Kaffee-Schnupftabak-Zuckerrohr und Panela-Kulturen sowie einer großen Rumfabrik bestand. Alle dieser Reichtum zusammen mit jenem nicht zu vernachlässigenden seiner Mutter herkommenden Reichtum wurde 1904 dem schon verdorbenen verwöhnten späteren Graf von Cuchicute geerbt.

Einige Jahre davor war er zu verschiedenen Schulen Santanders gegangen, wo in meisten Fälle Rueda Gómez verwiesen wurde und deshalb wurde er in Bildungseinrichtungen in Bogotá und sogar in der Eastman Bussines College Handelsschule in den USA (wo z.B. Mark Twain studiert hat) geschickt, immer ohne Erfolg. Der Vater verlangte von seinem Sohn, nach seinem Heimatland wiederzukehren und statt Geschäfte in Europa Rechtswissenschaft zu studieren. Doch die Rückkehr des späteren Grafen bewies sich als traumatisch, denn Rueda Gómez war auch wegen Sumpffieber-Episoden depressiv geworden, was einen gescheiterten aber doch mit Nachwirkungen in seinem rechten Auge erinnernden Suizidversuch entstehen ließ.

Mit seiner Geschwister wurde José María Rueda Gómez nach Paris geschickt, wo er fortan sein Leben als ein parisischer Dandy unternahm. Rueda Gómez war beredt und geschprächig und würde einige Jahre später in Kolumbien Geschichten über seinen Aufenthalt in Europa und seine Reise durch die Welt erfinden. Er habe im spanisch-amerikanischen Krieg in den Filipinen an der Seite Spaniens teilgenommen und dadurch den Graf von Cuchicute und Guanentá Adelstand erreicht. Nach seiner Rückkehr konnte denn der Graf von seinem in Kolumbien geerbten Reichtum nutzen.

Aber Rueda Gómez war ein Geistesgestörter, der Vernunft und gutes Gespür für Geschäft mit irrem Benehmen und Depression abwechselte. Nachdem der Graf vier Tochter mit zwei verschiedenen Frauen bekommen hatte, nachdem er in Spanien, in den USA, Belgien, u.a. noch einige Jahre gewohnt hatte, nachdem er und seine Geschwister beim Gericht für das Recht der Erbschaft gekämpft hatten, wurde der Graf schließlich 1945 in seiner eigenen Hacienda Majavita von einem ehemaligen Mitarbeiter mit einem langen Buschmesser erstochen und dadurch ermordet. Sein letzter Wunsch war, dass es in seiner Hacienda stehend begrabt werden sollte. Sein Grabdenkmal ist heutzutage unter einem Obelisken in der Hacienda Majavita zu betrachten.

Verfasst von Javier Farías